Wie vereinbar sind Smartphone und Arbeit?
Teil der Neuzeit
Im Jahr 2020 gab es 3,5 Milliarden Smartphone-Nutzer weltweit. Auch in Deutschland besitzen über 60 Millionen Menschen ein Smartphone. Die intelligenten Alltagsbegleiter sind immer mehr zum wichtigen Lebensbestandteil geworden und ersetzen mehr und mehr Dinge. Wir brauchen keinen analogen Kalender, keinen extra MP3-Player, keine Briefe mehr, keine Wecker mehr usw. 24/7 sind wir online und mit Freunden, Kollegen und Familie vernetzt. Dass das ganze während der Arbeitszeit nicht einfach abgesetzt wird, ist klar. meist liegt das Handy auf dem Tisch oder wird in der Tasche mitgeführt, und die Verlockung ist groß, während der Arbeitszeit mal schnell dem Partner zu schreiben oder auf Instagram zu schauen.
Verwischen der Grenzen
Für viele Arbeitgeber ist das in Ordnung, gehört es doch mittlerweile zum Leben dazu, immer per Handy erreichbar zu sein. Doch ist es keine Vermutung sondern ein Fakt, dass das Smartphone zu den größten Ablenkungsfaktoren zählt. Eine Abgrenzung, was Arbeit und was Freizeit ist, fällt häufig schwer und die Zeiteinteilung vermischt sich und verschwimmt immer mehr.

Wissenschaftlich gesehen
Aus Sicht der Wissenschaft besteht die Annahme des sogenannten “Boundary Management” (Grenzziehung) zwischen Arbeit und Privatleben. Folgendes zitiert sich aus den Ergebnissen der IAP Studie 2017 Der Mensch inder Arbeitswelt 4.0 der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften von Dr. Sarah Genner. “Am einen Ende des Spektrums befinden sich die Integrierer, die gerne Arbeit und Freizeit miteinander verbinden und durchlässige Grenzen dazwischen schätzen. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Separierer, die der strikten Trennung von Arbeits- und Freizeit einen hohen Stellenwert beimessen. In der IAP-Studie 2017 „Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0“ konnten zwei Drittel der rund 600 Befragten tendenziell den Separierern zugeordnet werden und ein Drittel eher den Integrierern. Entsprechend erleben Erwerbstätige auch verwischte Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit unterschiedlich. Fast die Hälfte der Befragten ist auch außerhalb der Arbeitszeit für den Arbeitgeber erreichbar. Aber: ein noch größerer Anteil, nämlich rund drei Viertel, sind während der Arbeitszeit privat online. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Verwischung der Grenzen zwischen privat und beruflich in beide Richtungen geht.”
Die Rolle der Gesundheit
Aus medizinischer Sicht ist das ganze auch relativ fraglich, denn häufig wird nicht nur während der Arbeit das Smartphone privat genutzt, sondern auch in der Freizeit gearbeitet. Eine Mail hier, ein Anruf da. Schon ist wieder eine Stunde rum. Dies führt zu Stress und mentaler Belastung, immer erreichbar zu sein ist ebenso eine Bürde. Es kann ebenso zu Schlafstörungen führen, wie Befragte der oben genannten Studie berichten. Digitaler Stress beeinflusst auf Dauer unsere Leistungsfähigkeit, Probanden einer anderen Studie der Universität Augsburg zum Thema Digitalisierung berichten zudem von Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und allgemeiner Müdigkeit. Dies resultiert häufig daraus, wenn Arbeitnehmer mit der Digitalisierung überfordert sind und mit der Technik am Arbeitsplatz nicht zurecht kommen.

Grenzen ziehen oder gehen lassen?
Hier kommt es leider oder auch zum Glück auf das Individuum Mensch an. Von einem erwachsenen Menschen wird viel erwartet und Selbstkontrolle und ein gutes Maß an sinnvollem Einschätzungsvermögen sind hier nicht falsch. Im Grundaspekt weiß jeder Arbeitnehmer und Arbeitgeber, welche Verantwortung er für seine Arbeit trägt und was er dafür tun oder auch nicht tun sollte. Da sich das Smartphone letzten Endes in der Sphäre des Privatlebens und der Freizeit bewegt, sollte hier jeder für sich selbst Grenzen ziehen und Selbstkontrolle üben, wann er oder sie ans Handy geht und wann nicht. Ebenso sollte man mit einem gesunden Maß an Kritik darauf blicken, ob und wie viel man in der Freizeit für den Job verfügbar ist und wie viel Zeit des Tages generell vom Handy bestimmt sein sollte.
Leitung voraus!
Ebenso wichtig wie ein gesundes Maß an Selbsteinschätzung und Kontrolle von Seiten der Arbeitnehmer ist eine guter Umgang mit dem Thema seitens der Geschäftsführung. Chefs sollten sich hier individuellen Bedürfnissen annehmen und im Notfall auch Regeln aufstellen. Es geht natürlich auch “sanfter”, indem man älteren Kollegen die Nutzung moderner Technik mit Hilfe von Schulungen näher bringt, handyfreie Arbeitszonen einrichtet oder auch das Arbeiten in der Freizeit Mitarbeitern möglichst untersagt.